Was junge Frauen wollen:

Lebensrealitäten und familien- und gleichstellungspolitische Erwartungen von Frauen zwischen 18 und 40 Jahren, hrsg. von der Friedrich-Ebert-Stiftung e.V., Forum Politik und Gesellschaft, Berlin 2016.

Was halten junge Frauen eigentlich von der Familien- und Gleichstellungspolitik? Wo sind die Berührungspunkte in ihrem Alltag und wo sehen sie politischen Handlungsbedarf? Diesen Fragen ging Prof. Dr. Carsten Wippermann vom DELTA-Institut für Sozial- und Ökologieforschung im Auftrag des Forum Politik und Gesellschaft der Friedrich-Ebert-Stiftung nach. Dazu wurden Frauen aus allen sozialen Schichten und Milieus in Fokusgruppeninterviews befragt und durch die Ergebnisse einer quantitativ-repräsentativen Untersuchung ergänzt. Die breite Datenbasis bietet neue Einblicke in die Lebensrealitäten und gleichstellungspolitischen Einstellungen von Frauen zwischen 18 bis 40 Jahren.

Zentrale Ergebnisse der Untersuchung:

Junge Frauen wollen Lohngerechtigkeit, Gleichstellung im Berufsleben sowie eine bessere und kostenlose Kinderbetreuung.

Trotz vieler Verbesserungen ist aus Sicht junger Frauen die Gleichstellung der Geschlechter noch lange nicht erreicht: Nur eine von zehn sieht die Gleichstellung von Männern und Frauen voll und ganz realisiert. Mit Blick auf das Kinderkriegen befürchten sie einen Rückfall in traditionelle Geschlechterrollen. Den Hauptgrund sehen die Befragten in der fehlenden Lohngerechtigkeit.

Außerdem beklagen sie eine mangelnde Familienfreundlichkeit und fordern mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten. Mehrheitlich streben junge Frauen ab 30 Jahren eine Arbeitszeit zwischen 30 und 35 Stunden an.

Junge Frauen fordern aber auch mehr Unterstützung für Mütter und Familien. Um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern, sehen sie großen Bedarf für Investitionen in den weiteren Ausbau der Kinderbetreuung. Sie fordern: kostenlose Kita-Plätze und flexiblere Betreuungszeiten (auch zu Randzeiten).

„Im Bereich der Kinderbetreuung braucht es weitere Investitionen. Es ist eine Investition in die Zukunft, die sich auch ökonomisch rechnen wird. Für viele junge Frauen stellen die zum Teil hohen Kosten und die noch zu unflexiblen Betreuungsangebote mit Blick auf ein stärkeres berufliches Engagement ein erhebliches Hemmnis dar“, betont Dr. Stefanie Elies, Leiterin des Forum Politik und Gesellschaft der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Der Autor der Studie Carsten Wippermann, Professor für Soziologie, Leiter des DELTA-Instituts, und Mitglied der Sachverständigenkommission des Zweiten Gleichstellungsberichts der Bundesregierung betont den Zusammenhang zwischen fehlender Lohngerechtigkeit und der Zurückhaltung vieler junger Frauen beim Thema Kinderkriegen: „Deshalb gehen junge Frauen mit gehobener Berufsqualifikation und beruflichen Ambitionen das Thema ‚Kinder bekommen‘ sehr reserviert an.

Sie wollen Familie, aber sie schieben den Zeitpunkt der Familiengründung nach hinten, um nicht in die Falle von Retraditionalisierung, Teilzeitarbeit und finanzieller Abhängigkeit vom Partner zu geraten. Das Thema Kinder ist für viele junge Frauen nicht mehr selbstverständlich, sondern sorgenbehaftet.“

Dr. Stefanie Elies sieht hier einen klaren politischen Handlungsbedarf: „Das Thema Lohngerechtigkeit ist bei jungen Frauen sehr präsent. Es handelt sich um eine soziale Ungerechtigkeit, die keineswegs nur ein privates Problem ist. Die Politik muss die Frauen hier unterstützen. Das von Manuela Schwesig eingebrachte Gesetzesvorhaben zur Förderung der Lohngerechtigkeit von Frauen und Männern, wäre ohne Zweifel ein wichtiger Schritt und würde mehr Transparenz bei den Entgelten schaffen.“

Dateien:

 Die ZEIT, 07.07.2016

 Spiegel online, 07.07.2016

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